Lampenfieber bekämpfen – Lampenfieber, das kennt fast jeder, egal ob es sich um Schauspieler, Politiker, Dozenten, Manager oder Abteilungsleiter handelt.
Es stellt sich immer dann ein, wenn wir uns in Prüfungen, Präsentationen oder Vorträgen in der Öffentlichkeit vor anderen Menschen beweisen wollen oder müssen.
Die meisten Menschen haben dann Angst zu versagen, sich zu blamieren, sich lächerlich zu machen, den Faden zu verlieren oder etwas Falsches zu sagen.
Man spürt ein Kribbeln im Bauch oder bekommt „weiche Knie“; man fängt an zu schwitzen und bekommt feuchte Hände; die Stimme fängt an zu zittern oder der berühmte „Kloß im Hals“ belegt die Stimme. Jedes Mittel ist recht um das Lampenfieber bekämpfen zu können.
Schwere (krankhafte) Ausprägungen, die Schweißausbrüche und Panikattacken zur Folge haben können sind eine Erscheinung von Sozialphobie, die natürlich nicht in einem Rhetorikseminar behandelt werden können. In solchen Fällen empfehlen wir verhaltenstherapeutische Maßnahmen oder andere wissenschaftlich anerkannte Methoden der Psychotherapie.
Die Auslöser für Lampenfieber können ganz unterschiedlich ausfallen. Es gibt Menschen, die sich Sorgen machen, ob sie sich inhaltlich kompetent und glaubwürdig ausdrücken. Andere machen sich wiederum mehr Sorgen um ihre körperliche Ausstrahlung oder ihre stimmliche Präsenz. Wiederum andere Redner machen sich zu abhängig von der Bewertung des Publikums. „Werde ich von den anderen auch anerkannt und respektiert?“ Es gibt also kein Allheilmittel zum Lampenfieber bekämpfen. Die Ursachen für Lampenfieber müssen individuell aufgearbeitet werden, damit der Betroffene weiß, welche Technik oder welcher Tipp für ihn hilfreich ist.
Nachteile – Lampenfieber bekämpfen
Vorteile – Lampenfieber positiv nutzen
Bei den Auswirkungen wird deutlich, dass Lampenfieber bekämpfen auch Nachteile mit sich bringen kann. Es gilt also die richtige Balance zu finden: Nicht zu viel und nicht zu wenig! Wer seine flatternden Nerven unter Kontrolle bekommen will und das Adrenalin positiv nutzen möchte, muss zuerst erkennen, welche Methode ihm hilft. Wie kann man Lampenfieber bekämpfen und wie kann man es positiv nutzen.
1. Bereiten Sie sich früh genug vor
Beginnen Sie früh genug mit der Vorbereitung. Kalkulieren Sie Zeit für den Argumentationsaufbau, die Themensammlung und für evtl. Korrekturen ein. Dadurch reduzieren Sie den Ausstoß von Stresshormonen und eine hohe Fehlerquote.
2. Finden Sie Ihre emotionale Motivation
Jeder Redeinhalt muss ein Ziel haben: Warum sprechen Sie zu Ihren Zuhörern? Was wollen Sie erreichen? Welche Ziele verfolgen Sie? Wovon sind Sie überzeugt? Und welche Werte motivieren Sie, über dieses Thema zu sprechen? Bsp: Gerechtigkeit, Sicherheit, Qualität, Leistung, Wirtschaftlichkeit, Gesundheit……
Nur wenn Sie selbst von dem überzeugt sind, was Sie sagen, können Sie auch andere überzeugen.
3. Übung macht den Meister
Nehmen Sie sich genügend Zeit zum Üben. Stellen Sie Ihre Rede ein oder zwei Kollegen oder Freunden vor, die Ihnen eine qualifizierte und konstruktive Rückmeldung geben können – inhaltlich und persönlich. Achten Sie darauf, dass Sie noch genügend Zeit haben, um evtl. Verbesserungsvorschläge einbauen zu können.
4. Proben Sie im Veranstaltungsraum
Wenn Sie die Möglichkeit haben, proben Sie vorher in dem Veranstaltungsraum. Bekommen Sie ein Gefühl für die Raumgröße, wie sich Ihre Stimme in dem Raum und evtl. mit Mikrofon anfühlt, wie Sie Ihren Blickkontakt verteilen wollen und überprüfen Sie die Funktionsfähigkeit der Präsentationsmedien.
5. Proben Sie den Anfang und das Ende besonders gut.
Zu Beginn einer Rede sind die meisten Menschen besonders aufgeregt. Trainieren Sie deshalb besonders intensiv den Anfang Ihres Vortrages. Lernen Sie die ersten Zeilen auswendig und achten Sie besonders auf den Einsatz der Gestik und Stimme. Beginnen Sie freundlich, kraftvoll und entschlossen.
Der Appell-Gedanke bestimmt den emotionalen Verlauf Ihrer Rede. Seien Sie sich deshalb bewusst, mit welchen Worten Sie Ihren Vortrag beenden wollen.
6. Bereiten Sie sich auf unvorhersehbare Situationen vor.
Stellen Sie sich vor, was Sie auf evtl. Zwischenrufe sagen wollen. Wie wollen Sie mit Personen umgehen, die aufstehen und den Raum verlassen? Wie wollen Sie Ihren Redeaufbau verändern, wenn Ihr Vorredner inhaltlich genau das gesagt hat, was Sie selber noch sagen wollen? Wie wollen Sie mit technischen Pannen umgehen? Man kann sich sicherlich nicht auf jede „unvorhersehbare“ Situation einstellen. Wenn Sie allerdings schon im voraus überlegen wie Sie auf evtl. Störungen reagieren könnten, dann kann Ihnen das ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe geben.
7. Entspannen Sie sich vorher.
Vor jeder Rede sollten Sie sich entspannen. Machen Sie Atem- und Entspannungsübungen. Lassen Sie sich von anderen Menschen nicht aus der Ruhe bringen. Vermeiden Sie jegliche Hektik. Trinken Sie keinen oder nur wenig koffeinhaltigen Kaffee oder schwarzen Tee. Achten Sie darauf, dass Sie am Vortage mit Ihren Vorbereitungen fertig sind und am Tag der Rede nichts mehr proben oder verändern müssen.
8. Bewegen Sie sich.
Adrenalin bleibt länger im Körper enthalten wenn die Muskulatur kalt ist. Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihren Körper vorher in Bewegung gebracht haben, damit sich die Muskulatur aufwärmen kann. Gehen Sie um den „Block“, strecken und recken Sie sich und machen Sie Stimm- und Artikulationsübungen. Wenn Sie unter kalten Händen leiden, dann reiben Sie Ihre Hände, kneten einen Handgymnastikball oder spülen Sie Ihre Unterarme und Hände unter heißem Wasser ab. Warme Hände fühlen sich angenehmer und entspannter an als kalte.
9. Vermeiden Sie Auf- oder Abputschmittel.
Jeglicher Konsum von Alkohol, Beruhigungstabletten oder anderen stofflichen Substanzen wirkt sich auf das natürliche Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele aus. Eine natürliche ganzheitliche Balance wird dadurch gefährdet. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Inhalte, Werte und Ihre Ziele. Vertrauen Sie sich selbst und nicht den pharmazeutischen Rezepten und den gut gemeinten Sektempfehlungen Ihrer Kollegen.
10.Essen und Trinken
Mit hungrigem und vollem Bauch kann der Kopf nicht gut arbeiten. Essen Sie ein oder zwei Stunden vorher. Nehmen Sie 20 Minuten vor Ihrer Rede keine Milchprodukte zu sich. Denn Milch führt zu einer stärkeren Speichelbildung und behindert so eine saubere und verständliche Artikulation. Die liebgewonnene Nervennahrung Schokolade gehört leider auch dazu. Das Gleiche gilt auch für alle Softgetränke.
Wer unter einem trockenen Hals leidet sollte Kaffee und schwarzen Tee meiden, weil der Hals dadurch noch mehr austrocknen kann. Das wirksamste Mittel für eine gute Stimme ist immer klares Wasser ohne Kohlensäure.
11.Unterstützen Sie sich mit den Techniken der Autosuggestion.
Denken Sie an Ihre letzten Erfolge oder eine emotional ähnliche verlaufende Situation. Denken Sie positiv und zukunftsorientiert (siehe Punkt Ankertechnik).
Vertreiben Sie Ihre zweifelnden Gedanken und Ihre Angstgefühle, in dem Sie sich vorstellen, dass die Zuhörer begeistert auf Ihre Rede reagieren. Sie können sich auch auf vergangene erfolgreiche Situationen konzentrieren und sich damit Mut machen und Selbstvertrauen geben.
12.Konzentrieren Sie sich auf Ihre „Fans“.
Ein Freund oder ein Mensch, der mir sympathisch ist, der gibt mir mehr Sicherheit als jemand, der sich über meinen Misserfolg freuen würde. Leider neigen die meisten Menschen dazu Ihren Kritikern mehr Aufmerksamkeit zu schenken als Ihren Befürwortern. Sich die Personen „nackt“ vorzustellen, hilft nicht jedem. Zwingen Sie sich deshalb dazu in ein freundliches Gesicht zu schauen, das Sympathie und Wohlwollen ausstrahlt. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Fans und nicht auf Ihre Kritiker.
13.Akzeptieren Sie Ihre Fehler.
Perfektionismus ist der größte Feind von Kreativität. Denn Perfektionismus verlangt eine fehlerlose und perfekte Vorstellung. Aber überall da, wo wir unmittelbar mit unserem Gefühl konfrontiert sind, also in der Öffentlichkeit, bei Vorträgen, Diskussionen und Verhandlungen, machen wir auch Fehler. Ansonsten wären wir Maschinen, die fehlerfrei programmiert wären. Perfektion gehört in die Vor- und Nachbereitung einer Präsentation. In der Präsentation darf man sich keinen Druck machen, alles fehlerlos zu präsentieren. Verlassen Sie sich auf Ihre gute „perfekte“ Vorbereitung und vertrauen Sie Ihrer Intuition.
14.Nutzen Sie die Energie des Lampenfiebers.
Sich gegen eine Emotion zu wehren oder sie zu unterdrücken baut Widerstand auf und macht das ungewünschte Gefühl nur noch stärker. Diese Gesetzmäßigkeit kennen wir aus fast allen emotionalen Prozessen. Wenn Sie z.B. Ihre Wut unterdrücken oder unterdrücken müssen, wird die Wutenergie in der Regel nicht kleiner sondern eher größer.
Lampenfieber reagiert auf Verbote und Unterdrückungsversuche genauso. Es wird stärker und manifestiert sich im Körper. Wenn Sie stattdessen dem Lampenfieber erlauben sich zu zeigen, es willkommen heißen und sich über den Energieschub freuen, dann zieht es sich schnell und frustriert zurück. Denn Lampenfieber braucht ständig Futter in Form von Angst- und Katastrophenbildern. Bekommt es keinen Nachschub über unsere Vorstellungskraft von Peinlichkeit, Versagensängsten und Inkompetenz, dann versickert es und verschwindet.
Freuen Sie sich deshalb über die Energie des Lampenfiebers. Nur dadurch bekommen Sie Ausdruck und Spannung, die Sie für Ihre Überzeugungskraft nutzen können.
In unseren Intensiv-Seminaren mit maximal 5 Teilnehmern schauen wir nach Ihren individuellen Ursachen für das Lampenfieber und finden Wege und Mittel wie Sie ihr Lampenfieber bekämpfen und positiv für sich nutzen können. Weitere Informationen zu unseren Rhetorik-Seminaren und Rhetorik-Kursen in Frankfurt, Köln, Berlin, München, Hamburg, Stuttgart und vielen weiteren Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden Sie auf unserer Homepage:
Zur Person
Hallo,
vielen Dank für den Interessanten Artikel. Diese 14 Tipps sind einfach gut, da kann ja nichts mehr schief gehen.
Wenn ich versuche alles perfekt zu machen wird alles nur noch schlimmer, da ist der Tipp 13 ein guter Tipp den ich versuchen werde, anzuwenden. In meinem Blog habe ich einige Links zu eBooks, die mit Ängsten zu tun haben. Vielleicht schaut mal der ein oder andere rein.
http://aengste-phobien-ebooks.blogspot.de/